1945
Wohlmuthshüll

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Schon vor den ersten offiziellen Kommunalwahlen der Nachkriegszeit kamen in Wohlmuthshüll 1945 die Männer des Ortes zusammen, um Kandidaten für das Bürgermeisteramt und den Gemeinderat zu wählen.

„… Buergermeisters
 were installed in office …“

Bürger der Gemeinde Wohlmuthshüll in Oberfranken wählten am 18. Juli 1945 bei einer abendlichen Versammlung die Kandidaten für das Bürgermeisteramt und den Gemeinderat. Wenige Wochen nach Kriegsende organisierte der von den amerikanischen Besatzungskräften bestellte kommissarische Landrat Georg Mandt eine Wahl, während andernorts neue Bürgermeister in der Regel von US-Offizieren nach Erkundigungen bei Geistlichen oder NS-Gegnern eingesetzt wurden. Die Mehrheit der Stimmen fiel auf Johann Sponsel, der dann von der US-Militärregierung tatsächlich als Bürgermeister bestätigt wurde. Zur Versammlung im Gasthaus Brütting waren – wie in ländlichen Gemeinden oft noch Praxis – nur die Männer des Ortes im Alter von über 21 Jahren zusammengekommen. Im Beisein des Landrats schrieb jeder die Namen seiner Kandidaten auf einen Zettel.

Die Vorgänge in Wohlmuthshüll wurden Anfang August 1945 in einem Zeitungsbericht im „Bayerischen Tag“ als „die ersten freien Wahlen in Deutschland“ bezeichnet. Diese zu ermöglichen, sei eine Anerkennung für Wohlmuthshüll gewesen, da die Menschen des Ortes überwiegend eine negative Einstellung zum Nationalsozialismus hatten. Andere Dokumente geben darüber allerdings keine Auskunft.

Von der Berichterstattung im „Bayerischen Tag“ fand die Wahl in Wohlmuthshüll zunächst Eingang in geschichtswissenschaftliche Darstellungen und später, begleitet von kontroverser Diskussion, in das kulturelle Gedächtnis. US-Generalkonsul Matthew Rooney und der bayerische Innenminister Günther Beckstein erinnerten am 18. Juli 2005 in einem Festakt an die frühe Wahl der Gemeindevertreter in Wohlmuthshüll und bezeichneten ihn mit Blick auf die Rolle der USA in der unmittelbaren Nachkriegszeit als einen Beitrag zur Erneuerung von Demokratie und Gesellschaft in Bayern.

Wahlen in Bayern 1946

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lag die staatliche Hoheit bei der US-Besatzungsmacht, die noch im Mai 1945 einen bayerischen Ministerpräsidenten und eine Regierung einsetzte. Die Erneuerung der Demokratie sollte von unten nach oben erfolgen, also von den Kommunen und den Ländern ausgehend.

Zunächst setzte die Militärregierung in den Städten und Gemeinden neue, unbelastete Amtsträger ein. Ab Ende 1945 ließ sie die Bildung politischer Parteien wieder zu. Zwischen Januar und Juni 1946 wurden zuerst auf der Ebene der Gemeinden, dann auf Ebene der Stadt- und Landkreise und schließlich auf Landesebene Wahlen zur Verfassunggebenden Landesversammlung und zum Landtag abgehalten. So folgten den zunächst kommissarisch eingesetzten Verantwortlichen dann gewählte Amtsträger.

Ein Besuch in Wohlmuthshüll.