1594/1663-1806
Regensburg
Altes Rathaus

  • Föderale Strukturen
  • Aushandlungsprozesse
  • Mitbestimmung

Der „Immerwährende Reichstag“ war die Vertretung der Reichsstände und tagte als Gesandtenkongress von 1663 bis 1806 dauerhaft in Regensburg.

Der Kaiser und die Reichsstände sowie Vertreter europäischer Staaten verhandelten hier Fragen, die das Reich als Ganzes und die politischen Verhältnisse in Europa betrafen. Der Reichstag setzte mit sog. Reichsschlüssen Recht im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation.

„Ist doch aller Tage rot (Rat)
  von morgens bis imbiss
und von imbiss bis nacht“

Das Alte Rathaus in Regensburg war von 1663 bis 1806 als Schauplatz des „Immerwährenden Reichstags“ ein wichtiger politischer Ort im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und in Europa. Zuvor hatte der Kaiser den Reichstag unregelmäßig in verschiedenen Städten einberufen, ab 1594 fand er in Regensburg statt. Die Stadt an der Donau hatte eine verkehrsgünstige Lage und Kirchen für katholische wie für protestantische Teilnehmer.

1663 war der Reichstag zusammengekommen, um über militärische Fragen und über die Gesetzgebung zu verhandeln. Bevor es eine Einigung gab, entstanden neue Fragen und die Versammlung wurde zum „Immerwährenden Reichstag“. Der Wandel zu einer dauerhaften Versammlung zeigt die wachsende Macht der Fürsten, die nicht mehr nur auf Wunsch des Kaisers zusammenkamen. Entscheidungen über Steuern, Bündnisse, Militär und Gesetze wurden nun von den Reichsständen und dem Kaiser gemeinsam getroffen. Kaiser und Fürsten wurden in der Regel von ihren Gesandten vertreten.

Im Reichstag mussten Kurfürstenrat, Reichsfürstenrat und Städterat zu einer gemeinsamen Entscheidung kommen. Die drei Kollegien berieten sich und stimmten jeweils einzeln ab. Für eine Einigung wurden oft Kompromisse oder Änderungsvorschläge ausgehandelt.

Das Zusammentreffen von Gesandten aus den Teilen des Reichs sowie die Beratungs- und Entscheidungsprozesse können als Vorform des Parlamentarismus betrachtet werden. Allerdings waren die Mitglieder nicht gewählt, sondern delegiert.

Die Stände vertraten sich selbst und nicht unmittelbar ihre Bevölkerung. Dies ist ein wichtiger Unterschied zu modernen Parlamenten.

Der „Immerwährende Reichstag“ und das gesellschaftliche
und kulturelle Leben in Regensburg

„[…] jeder kann ungezwungen und nach seinem Geschmack leben […] Dieser ungezwungene, gesellige und abwechselnde Umgang macht auch, dass Fremde, die von großen volkreichen Städten kommen, nach und nach Regensburg so lieb gewinnen, dass sie es ungerne wieder verlassen […]“Jacob Christian Gottlieb Schäffer, Versuch einer medicinischen Ortbeschreibung der Stadt Regensburg, 1787

Ein Gespräch mit Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer in den historischen Räumlichkeiten des alten Rathauses.