1919
Vilshofen
an der Donau

  • Parteien
  • Politische Kontroversen

In Vilshofen fand 1919 der erste Politische Aschermittwoch statt.

Die Tradition der oft deftigen Wortgefechte und politischen Kontroversen zwischen den Parteien entwickelte sich immer mehr zu einem Polit-Event von landes- und dann bundesweiter Ausstrahlung.

„Innerlich wirkte das Festbier,
  äußerlich das Diskutieren.“

Alljährlich steht am Aschermittwoch der rhetorische Schlagabtausch der Parteien im Interesse der Öffentlichkeit. Als „Geburtsort“ des Politischen Aschermittwochs gilt Vilshofen in Niederbayern. Schon im 16. Jahrhundert gab es hier am Aschermittwoch einen Viehmarkt.

1919 lud der Bayerische Bauernbund erstmals am Aschermittwoch zu einer politischen Versammlung ein. In den folgenden Jahren fanden unregelmäßig von verschiedenen Akteuren organisierte Kundgebungen statt, beispielsweise Veranstaltungen vom Christlichen Bauernverein oder dem Bauern- und Mittelstandsbund. Von 1933 bis 1937 nutzte die NSDAP diese Tradition, ließ dann jedoch wieder davon ab. Es blieb der Viehmarkt.

In der Nachkriegszeit gab es ab 1948 wieder politische Kundgebungen, die zunächst vor allem von der heftigen Auseinandersetzung zwischen CSU und Bayernpartei geprägt waren. Ab 1953 zog die CSU mit Franz Josef Strauß als zugkräftigem Redner die Aufmerksamkeit auf sich. Der zum traditionellen Austragungsort gewordene Wolferstetter Keller konnte die Besucherinnen und Besucher bald nicht mehr fassen. 1975 verlegte die CSU ihre Veranstaltung in die Passauer Nibelungenhalle. Im Wolferstetter Keller versammelte sich fortan die SPD und bezog Position gegen die CSU.

Im Laufe der Zeit nutzten auch andere politische Parteien die mediale Aufmerksamkeit für den Politischen Aschermittwoch, der sich von einem lokalen Ereignis zu einem politischen Schlagabtausch und Medienevent mit landes- und bundesweiter Ausstrahlung gewandelt hat.


Der Politische Aschermittwoch – eine Tradition aus Vilshofen erobert Deutschland

„Es ist die Aufgabe von Politik, zu dienen und nicht rumzumosern.“Angela Merkel, Demmin 2018
„Denken Sie doch ausnahmsweise noch mal darüber nach […]. Sie erreichen nur, dass die, die im braunen Sumpf im Trüben fischen, sich die Hände reiben.“Gerhard Schröder, Köln 2005
„Wer sich selbst zum Weißwürstchen macht, darf sich nicht wundern, dass er als solches verspeist wird.“Philipp Rösler, Dingolfing 2012
„Wenn dieser Bundestagswahlkampf so weitergeht, können die Kabarettisten ihre Arbeit einstellen. Die Politiker überholen sie gnadenlos.“Joschka Fischer, Biberach 2002

Bürgermeister Florian Gams über gelebte Demokratie im Wolferstetter Keller.